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Long-COVID - Genesen aber nicht gesund

Unter der Überschrift "Das schwere Erbe der Pandemie" sprechen Dr. Pantea Pape und Dr. Jürgen Bonnert beim webtvcampus Expertentalk über Symptome und Therapiemöglichkeiten des Long- oder Post COVID-Syndroms.

Long Covid ist eines der wichtigen Themen dieser Tage: Die Zahl der Betroffenen steigt und die Reha-Einrichtungen verzeichnen verstärkten Zulauf. Dr. Pantea Pape vom St. Marien-Hospital Köln und Dr. Jürgen Bonnert von der MEDICLIN Klinik Reichshof sprachen über die Spätfolgen von Corona.

Erster Patient im August 2020

An ihren ersten Long Covid-Patienten in der neurologischen Frührehabilitation erinnert sich Chefärztin Dr. Pantea Pape auf die Frage von Moderatorin Barbara Gauer, MedienBüro Gauer, Hamburg, noch gut: ein Bankkaufmann, vor Corona gesund und sportlich aktiv,  war auf der Intensivstation lange beatmet worden. „Er hatte 40 Kilo abgenommen, konnte Arme und Beine nicht bewegen. Es war sehr schwer, ihn zu mobilisieren – wobei Mobilisieren heißt, ihn bis zur Bettkante zu bewegen.“ Heute kann der Patient sich wieder selbst versorgen.

Entzündungsprozesse im Körper

Die meisten der Patienten, die mit Post oder Long Covid in die Reha kommen, würden wieder gesund, berichtet Dr. Jürgen Bonnert, Chefarzt der Neurologie in der Reha-Klinik MEDICLIN Reichshof. Aber: „Ob wir verstanden haben, was das für eine Krankheit ist, kann ich nicht abschließend sagen. Wir gehen davon aus, dass es ein fortgesetzter immunologischer Prozess ist. Das heißt, dass fortgesetzt Entzündungsprozesse im Körper, in den Gefäßen, den Nervensystemen ablaufen, aber auch in internistischen Systemen.“

Gesellschaftliche Folgen noch nicht abzusehen

Weil so viele Organe betroffen sind, tauschen sich die Kliniken und auch die verschiedenen Fachrichtungen im MEDICLIN Konzern regelmäßig in einem Experten-Board aus. Ausreichende Reha-Plätze gebe es, so Bonnert, der aktuell verstärkte Antragszahlen in seiner Einrichtung verzeichnet. Dennoch seien die gesellschaftlichen Folgen dieser Erkrankung noch nicht abzusehen. Kranken- und Rentenkassen, aber auch die Berufsgenossenschaften müssten sich auf Belastungen einstellen.

Fatigue Syndrom

In der Neurologie haben die Ärzte vor allem mit dem Chronischen Fatigue Syndrom (CFS) als Folge von Corona zu tun: große Müdigkeit und Erschöpfung, die das Arbeiten oder auch das Bewältigen alltäglicher Aufgaben unmöglich machen. In der Reha lernen die Betroffenen,  ihre Kräfte besser einzuteilen. Dafür müssen sie erst einmal ihre Grenzen kennenlernen. „Was kann ich machen, ohne mich zu belasten?“, so beschreibt Dr. Pantea Pape das Lernziel.

Hausärzte sind Lotsen für Patienten

Betroffene berichten immer wieder, dass Ärzte ihre Symptome nicht ernst nehmen und Long Covid nicht erkennen. Dr. Jürgen Bonnert sieht aber mittlerweile einen großen Wissenszuwachs unter den Haus- und den Fachärzten: „Das Wissen um die Langzeitfolgen ist mittlerweile da.“ Besonders die Hausärzte müssten über Long Covid Bescheid wissen, meint Dr. Pantea Pape: „Sie werden immer die wichtigste Anlaufstelle sein.“ Die Hausärzte sollten die Beschwerden nach einer Corona-Erkrankung ernst nehmen und die Patienten dann an die Fachärzte weiterleiten. „Sie sind die Lotsen für Patientinnen und Patienten.“

Patienten können sich an die Neurologische Frührehabilitation im St. Marien-Hospital wenden, ebenso an die MEDICLIN Klinik Reichshof. Hilfe finden Betroffene auch in Long-Covid-Ambulanzen, die zunehmend angeboten werden. 

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